„Wir wollen unser Land verändern, wir wollen unser Leben verändern!“ Das hört Pater Guillaume Djiokeu Tindo SCJ häufig, wenn er mit Jugendlichen in Kolon spricht. Kolon ist ein kleines Dorf im Süden des Tschad, P. Guillaume ist dort mit einem Mitbruder Pfarrer. Gemeinsam betreuen die beiden Herz-Jesu-Priester 69 Dörfer. Insgesamt leben sechs Herz-Jesu-Priester und ein Theologiestudent an drei Orten in dem zentralafrikanischen Land.
„Warum sollen die jungen Leute nicht träumen wie alle anderen auch?“, fragt er. Doch die Aussichten, dass Jugendliche aus Dörfern den Tschad verändern, sind gering: Die Hauptstadt N'Djamena ist weit entfernt, und wie es scheint, hat die Regierung kein Interesse, das Leben der Landbevölkerung zu verbessern. P. Guillaume erzählt von Bodenschätzen und Erdöl, die das Land reich machen, wegen der Korruption aber nur wenigen Menschen dienen. Er spricht davon, dass staatliche Schulen und Gesundheitseinrichtungen unzuverlässig arbeiten, weil die Gelder dafür nur spärlich und unregelmäßig fließen, Lehrer, Ärzte und Pflegekräfte daher häufig wochenlang streiken.
All das will der Herz-Jesu-Priester, der aus Kamerun stammt, nicht hinnehmen. Ein erster Schritt dagegen ist der Bau einer Schule. Nach der Regenzeit im Oktober soll es losgehen. Schon jetzt gibt es Hütten aus Stroh, in denen 84 Kinder und Jugendliche im Alter von elf bis 17 Jahren in zwei Klassen von ihm und sechs Lehrern unterrichtet werden. Demnächst wird es eine dritte Klasse geben. Sie lernen unter einfachsten Bedingungen: Stühle und Tische gibt es keine, auch keine Unterrichtsmaterialien, sondern einfache Steinbänke. All das soll professioneller werden.
„Für den Bau habe ich einen Architekten beauftragt“, erzählt P. Guillaume. Männern aus dem Dorf, die sonst nur Landwirtschaft auf kargen Flächen betreiben, hat er angeboten, beim Bau zu helfen: „Sie haben sofort zugesagt, es ist eine einmalige Möglichkeit für sie, ein bisschen Geld zu verdienen.“
Bildung ist für die jungen Menschen die einzige Chance, ihr Leben tatsächlich zu verbessern: „Sie müssen in die Stadt gehen, um arbeiten zu können, und dafür müssen sie gebildet sein. Arbeitsplätze in den Dörfern gibt es keine.“ Aber auch in den Städten, weiß er, gibt es nicht viel Arbeit. Und es gibt zahlreiche Jugendliche, die hier ohne Schulbildung gestrandet sind. Auch für sie wollen die Herz-Jesu-Priester Projekte starten, um ihnen einfache handwerkliche Fertigkeiten und grundlegende Kenntnisse im Rechnen, Schreiben und Lesen zu vermitteln.
In der neuen Schule wollen die Herz-Jesu-Priester den Kindern nicht nur Schulwissen vermitteln: „Wir geben ihnen ganzheitliche Bildung, wir wollen sie stark machen, ihnen zeigen, dass das Leben für sie anders sein kann, dass sie Grund haben zu hoffen“, sagt er leidenschaftlich.
Allerdings wird die Schule Schulgeld kosten, kündigt er an: 50 Euro im Jahr. Für einige Familien ist selbst das zu viel; P. Guillaume will dann Lösungen finden. Die Kinder, die von weither kommen, sollen in einer dafür gebauten Hütte im Dorf unterkommen. Sie werden dann rund neun Monate von ihren Familien getrennt sein – von der einen Regenzeit bis zur nächsten. „Sie wollen lernen, das ist für sie wichtiger als Heimweh“, weiß der Gemeindepfarrer. „Manche Kinder haben einen Weg von sieben Kilometern, sie kommen trotzdem jeden Tag“, berichtet er voller Hochachtung.
Für Kinder aus ganz armen Familien will er zudem Möglichkeiten finden, sie mit Essen zu versorgen. Das wird weitere 50 Euro im Jahr kosten, schätzt er.
Unterernährung ist ein weiteres Problem, das in umtreibt - vor allem bei Säuglingen. Einer der Gründe dafür: „Leider gibt es im Tschad noch immer Zwangsverheiratungen von Kindern“, ist er bestürzt. Trotz seiner Bemühungen dagegen werden manchmal Mädchen im Alter von zwölf Jahren oder geringfügig älter von den Eltern verheiratet. „Wenn diese Mädchen Mutter werden, können sie ihre Babys nicht ernähren – sie sind ja selbst noch nicht körperlich entwickelt.“ Babynahrung muss her. Pater Guillaume träumt davon, auf ein Mal 1000 Pakete dieses Trockenpulvers zu kaufen. Zum Preis von jeweils sechs Euro könnte ein Kind zwei Wochen lang ernährt werden.
Menschen in den Dörfern des Tschad leben von Reis – an jedem Tag und bei jeder Mahlzeit. Hinzu kommt die Wasserknappheit. „Außerhalb der Regenzeit ist der Boden sofort trocken und hart.“ Aber in einigen Metern Tiefe sei gutes Wasser vorhanden: „Wir bauchen mehr Brunnen“, sagt er. 2.500 Euro kostet ein Brunnen, und am liebsten möchte P. Guillaume in jedem „seiner“ 69 Dörfer einen bauen.
„Die Menschen vertrauen und respektieren uns“, berichtet er. Obwohl in der Gesellschaft oft große Aggression herrsche, sei das Verhalten den Priestern gegenüber anders. Die meisten Menschen im Süden des Tschad sind Christen. Religion sei ihnen wichtig – auch weil sie Gemeinschaft schenkt. Und das Vertrauen der Menschen sei groß, dass nur Gott etwas verändern kann.
Und wie geht es ihm angesichts der vielfältigen Herausforderungen, der Armut um ihn herum und der Hoffnung, die die Menschen in ihn setzen? - „Ich bin glücklich“, beteuert er. „Es stimmt, wir sind sehr arm, aber ich bin dankbar für meine Aufgabe.“ Wichtig sei, dass man auf sich selbst achte – er gehe deshalb regelmäßig zu ärztlichen Untersuchungen.
Hoffnungslosigkeit oder das Gefühl von Überforderung lässt er nicht an sich heran. Die große Politik des Tschad könnten er und seine Mitbrüder zwar nicht beeinflussen. „Aber ich denke, da, wo ich bin, möchte ich die Welt zu einem Paradies machen.“
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