In der Herz-Jesu-Verehrung fand Pater Dehon eine Spiritualität, die ihn in seinem Engagement stärkte
Leo Dehon verspürte den unbedingten Wunsch, Priester zu werden. Er war sensibel für die sozialen Fragen seiner Zeit. Und er wollte seinen Weg nicht allein gehen.
Leo Dehon wurde am 14. März 1843 in La Capelle in Nordfrankreich geboren. Auf Wunsch seines Vaters studierte er Rechtswissenschaften in Paris und schloss das Studium 1864 ab. Den Wunsch, Priester zu werden, gab er jedoch nicht auf.
Nach einer langen Reise in den Nahen Osten studierte Dehon von 1865 bis 1871 in Rom und beendete das Studium mit Doktortiteln in Kirchenrecht, Philosophie und Theologie. Nach seiner Priesterweihe am 14. Dezember 1868 setzte ihn sein Ortsbischof in der Arbeiterstadt Saint-Quentin im Norden Frankreichs als Kaplan ein. Dehon selbst gab zu: „Das war absolut das Gegenteil von dem, was ich mir seit Jahren gewünscht hatte: Ein Leben des Gebetes und der Studien“.
Dehon stellt nach einer kurzen Analyse der Situation fest: „In St. Quentin fehlen als Aktionsmittel ein kirchliches Gymnasium, ein Jugendzentrum und eine katholische Zeitung“. Alle drei werden durch Dehons Engagement gegründet und haben zum Teil bis heute Bestand.
Seine Aufmerksamkeit galt der Arbeiterjugend: Ab 1872 versammelte er jeden Sonntag einige Jugendliche zur Freizeitgestaltung und baute später das „Jugendzentrum St Joseph“, das jeden Tag der Woche geöffnet war und mit ca. 450 eingeschriebene Mitglieder in der Region bald die größte kirchliche Einrichtung für Arbeiterkinder und -jugendliche war. Er dachte weiter: Um eine Gesellschaft christlich gestalten zu können, braucht man Menschen, die dazu in der Lage sind. Bildung war das Schlüsselwort für ihn. Er gründete 1877 ein kirchliches Gymnasium, das Kolleg St. Jean.
Gleichzeitig jedoch spürte Dehon: Die Aktionen und Engagements nahmen ihn so sehr in Anspruch, dass sein Gebetsleben zu kurz kam und die Quelle seines Arbeitens zu versiegen drohte. Deshalb gründete er die Gemeinschaft der Herz-Jesu-Priester.
In der Herz-Jesu-Verehrung entdeckte Dehon eine Spiritualität, die ihn trug.
Gleichzeitig engagierte er sich für die christliche Erneuerung der Gesellschaft. Seine Vision war eine christliche Demokratie, die auch der Würde der Schwächeren Rechnung trägt. Sein 1894 erschienener Kommentar zur Enzyklika „Rerum Novarum“ wurde schnell zu einer Standardlektüre in den französischen Priesterseminaren und in mehrere Sprachen übersetzt.
Um die Jahrhundertwende kam es in Frankreich zu immer größeren Spannungen zwischen Kirche und Staat. Auch die Herz-Jesu-Priester wurden aus Frankreich ausgewiesen. Glücklicherweise hatte die Gemeinschaft mittlerweile in vielen anderen Ländern Fuß gefasst, etwa in Belgien, Luxemburg, Holland, Italien, aber auch in Brasilien und im Kongo.
Am Ende des Ersten Weltkriegs waren viele Einrichtungen der Herz-Jesu-Priester in Frankreich zerstört, die Mitbrüder lebten vereinzelt und ohne eine rechte Zukunftsperspektive. Der 75-jährige Dehon musste all seine Kräfte aufbieten, um sie zur Einheit und zum Wiederaufbau zu motivieren.
Mitten in den sozialen und politischen Umwälzungen des 19. Jahrhunderts entscheidet sich Leo Dehon für ein Leben als Priester. Er gründet eine Gemeinschaft, in der tiefe christliche Spiritualität gelebt und moderne Seelsorge praktiziert werden. Sein Auftrag an seine Mitbrüder muss in die heutige Zeit übersetzt werden.
Herz-Jesu-Priester sind auch geistliche Begleiter. Geistliche Begleitung hilft bei der Suche nach dem Sinn des Lebens und einer gestärkten Beziehung zu Gott.
Im Gymnasium Leoninum Handrup stellen wir nicht allein die Leistung in den Mittelpunkt, sondern nehmen den ganzen Menschen in den Blick. In Freiburg engagieren wir uns für eine fundierte Ordens- und Priesterausbildung. Das Kloster Neustadt ist unser Bildungs-und Gästehaus.
Mission bedeutet für uns nicht nur die Weitergabe des Evangeliums. Aus unserer Spiritualität heraus ist sie Verpflichtung, dass wir uns überall auf der Welt für Menschen in Not und Armut einsetzen.
Wir bieten in unseren Klöstern Exerzitien, Gottesdienste, Glaubenskurse und geistliche Begleitung an, damit Menschen Kraft schöpfen können für ihr Leben.