Das Herz-Jesu-Fest, das am dritten Freitag nach Pfingsten gefeiert wird, ist das Patronatsfest unseres Ordens. Provinzial P. Stefan Tertünte SCJ hat sich Gedanken über die Bedeutung dieses Hochfests in diesem Jahr gemacht. In Freiburg leben Studenten aus Madagaskar, Kongo und Kamerun. Hier berichten sie, wie sie das Fest in ihrer neuen und ursprünglichen Heimat feiern.
Gedanke von Provinzial Pater StefanTertünte: „Eine der biblischen Schlüsselstellen für die Herz-Jesu-Spiritualität lautet: „Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben“ (Joh 19, 37). Ich bin mir nicht sicher, ob wir wirklich noch auf die vielen Opfer von Gewalt schauen, denen wir durch eigenes Erleben oder durch die Medien begegnen.
Die täglichen Meldungen über Tote im Ukraine-Krieg, die sich wiederholenden Flüchtlingstode im Mittelmeer, die Opfer von Gewalt in unserer Kirche… Wenn wir wirklich darauf schauten, wie es die Bibel versteht, dann müsste es etwas mit uns machen, uns berühren und bewegen – und sogar verändern.
Der Tote am Kreuz ist eines von zahllosen Opfern von Gewalt in der Geschichte der Menschheit. Also Jesus einer von vielen – und kein Ende in Sicht?
Wenn ich unseren Ordensgründer Léon Dehon richtig verstanden habe, hat er es so gesehen: Wenn Ihr auf den Gekreuzigten schaut, dann verschließt nicht Eure Augen vor dem Leid, dem Schmerz. Aber schaut weiter, tiefer hinein in die geöffnete Seite – und ihr werdet eine liebende Hingabe erkennen, die der Anfang und das Ende von allem ist. Diese liebende Hingabe hat Jesus dahin geführt, seinen Platz an der Seite der Opfer zu finden. Um jenes „Ich bin da“ zu leben, das Gott sich zu eigen gemacht hat und doch so vielen verwehrt ist.
Solidarität beginnt damit, den richtigen Platz zu finden. Das hat Jesus getan. Wenn viele das täten, so wie Jesus, dann würden sich die Gewichte in der Welt verändern. Immer wieder der Anfang vom Ende der Gewalt.“
Die Freiburger Kommunität der Herz-Jesu-Priester betrachtet das Fest als „Höhepunkt der Herz-Jesu-Freitage“, die an jedem ersten Freitag im Monat begangen werden. Dieser große Festtag beginnt mit einem Gottesdienst am Vormittag, zu dem Mitbrüder, Angestellte, Nachbarn, Bekannte von der Universität und anderen Orten, an denen wir vertreten sind, und alle, die regelmäßig an den Gottesdiensten in unserer Klosterkirche teilnehmen, eingeladen sind. Nach der Messe findet ein Sektempfang in der Bibliothek oder - bei gutem Wetter - im schönen Garten statt. Die gute Atmosphäre und die vielen Gespräche sind immer angenehm und bleiben den Teilnehmern lange in Erinnerung. Die Mitglieder der Kommunität umrahmen dieses Ereignis mit zwei Momenten der Anbetung: der Anbetung am Vorabend (Hora Sancta) und einer weiteren am Abend des Tages.
In Madagaskar ist das Herz-Jesu Fest eines der wichtigsten Feste für unsere Kongregation. Jede Kommunität organisiert und feiert das Fest für sich. Nur im Noviziat (in Antsirabe) und im Scholastikat (in der Hauptstadt Antananarivo) wird es auf besondere Weise gestaltet.
Die Kommunitäten feiern das Herz-Jesu-Fest mit der Anbetung und danach der Heiligen Messe. Wir laden alle ein, die mit der Kommunität und auch mit unserer Kongregation verbunden sind, dieses besondere Ereignis mitzufeiern.
Am Sonntag nach dem Herz-Jesu-Fest organisieren wir außerdem ein Treffen mit allen Ordensgemeinschaften, die die Bezeichnung Herz-Jesu tragen. Wir tanzen und singen und essen zusammen und organisieren Spiele verschiedener Arten – am meisten Fußball und Basketball.
Als eines der großen Hochfeste der Kongolesischen Kirche wird das Herz-Jesu-Fest in vielen Ordensgemeinschaften besonders gefeiert. Schließlich ist daraus unsere Spiritualität entstanden. Wir nennen es das "Fest der Ordensgemeinschaft", weil Pater Dehon in der Herz-Jesu-Verehrung eine Spiritualität entdeckte, die ihn trug und die er uns als Vermächtnis hinterlassen hat.
Wir feiern es auf folgende Weise: Zuerst wird ein Triduum der eucharistischen Anbetung organisiert (drei Tage vor dem Festtag), in manchen Kommunitäten gibt es auch eine Herz-Jesu-Novene. Wir laden alle Christen zur Teilnahme ein.
Am Herz-Jesu-Fest wird in jeder Kommunität eine Votivmesse vom Heiligsten Herzen Jesu gefeiert und ein brüderliches Mahl organisiert. Manchmal versammeln sich die Kommunitäten nach Regionen. Außerdem laden wir unsere Mitarbeiter, die Waisen, die Laien-Dehonianer, die Wohltäterinnen und Wohltäter und andere ein. Beim Fest essen, trinken und tanzen wir zum Rhythmus der lokalen Musik.
Zur Vorbereitung auf das Herz-Jesu-Fest lesen wir in Kamerun in den Kommunitäten am Vorabend einen Brief des Generaloberen. Am Tag treffen sich drei bis vier Kommunitäten, je nach ihrer geographischen Nähe. Wir feiern jedoch nicht unter uns, sondern laden Gläubige, Gruppen und Vereine sowie Mitglieder von Ordensgemeinschaften ein, die die Herz-Jesu-Spiritualität mit uns teilen oder einfach Sympathie dafür empfinden.
Das Fest beginnt mit einer feierlichen Messe. Die Liturgie ist vor allem von Herz-Jesu-Motiven geprägt – in den Gesängen, Fürbitten, im Tages- und Hochgebet, usw. Im Anschluss daran gibt es eine Begegnung und das Mittagessen. Es ist eine Gelegenheit und eine Chance, die Herz-Jesu-Spiritualität, ein sehr wichtiger Aspekt unserer Identität als Herz-Jesu-Priester, ans Licht zu bringen. Das ist unser Fest!
Die Feier des Herz-Jesu-Festes gibt uns auch die Möglichkeit, uns zu hinterfragen: Inwieweit ist die Herz-Jesu-Spiritualität in unseren verschiedenen Diensten spürbar, und wo und wie sollte sie sich weiterentwickeln? Jedes Jahr haben wir also eine besondere Gelegenheit zu sagen: „Jesus, sanft und demütig von Herzen, bilde unser Herz nach deinem Herzen“.
So feiern wir das Herz-Jesu-Fest in unseren Häusern:
Berlin: 18.30 Uhr mit anschließendem Fest mit Freund/Innen, Wohläter/Innen und Mitarbeitenden
Freiburg: 10.00 Uhr Gottesdienst mit anschließendem Aperitif für die Gottesdienstbesucher
Handrup: 7.30 Uhr Morgengebet und Impuls für die Schulgemeinschaft in der Aula, 19.00 Uhr Gottesdienst mit anschließendem Grillen für die Pfarrgemeinde
Martental: Am Vorabend: 19.30 Uhr Heilige Stunde, am Freitag: 17.00 Uhr Gottesdienst mit anschließendem Grillen auf dem Kirchplatz
Neustadt: 18.00 Uhr Gottesdienst, anschließend Fest im Klosterpark