Krieg und Inflation erschweren die Arbeit in Transnistrien

Autor
Deutsche Ordensprovinz der Dehonianer SCJ
Datum
20.7.23

Transnistrien ist ein kleines Land, es ist ein armes Land. Weniger als ein Prozent der rund 2,5 Millionen Einwohner sind Katholiken. Wenn in Transnistrien von der katholischen Kirche gesprochen wird, dann sind Herz-Jesu-Priester gemeint; die insgesamt sieben Herz-Jesu-Priester sind die einzigen katholischen Priester. Sie unterhalten fünf Pfarreien und zwei Filialkirchen und eine große Anzahl an sozialen Einrichtungen. Seit diesem Sommer gehört auch Pater Roman Gorincioi SCJ, der einige Jahre in Martental gelebt und gearbeitet hat, zur transnistrischen Gemeinschaft der Herz-Jesu-Priester.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat das Leben der Menschen noch schwerer gemacht, als es ohnehin schon immer war. Das hat geografische und politische Gründe. Transnistrien liegt im Osten der Republik Moldau (Moldawien) und grenzt an die Ukraine. 1990 hat sich das Land für unabhängig von Moldawien erklärt – eine Unabhängigkeit, die aber nur von Russland anerkannt wird. Die Regierung ist pro-russisch, so wie ein Großteil der Bevölkerung auch, berichtet der Provinzökonom P. Piotr Kuszman SCJ. Russland-kritische Töne muss er sich nach Möglichkeit auch im Gottesdienst verkneifen. Daneben sieht er - wie viele andere auch - die Gefahr, dass sich der Krieg in Richtung der Republik Moldau noch ausweitet.

„Das große Problem für uns ist, dass die Grenze zur Ukraine komplett geschlossen wurde“, erzählt er weiter. Doch der größte Teil der importieren und exportierten Waren kam von oder ging in die Ukraine. Aller Warenverkehr ist nur noch über Moldawien möglich. Das führt zu immensen Preissteigerungen, vor allem für Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs. „Hinzu kommt, dass wir als katholische Kirche nicht nur unsere eigenen Sozialprojekte unterhalten müssen, sondern auch viele Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine mit Lebensmitteln versorgen“, so P. Kuszman. Er beobachtet, dass die anfangs große Solidarität der Transnistrier mit den Geflüchteten stark nachgelassen hat. Inzwischen sind die einzigen „Geldgeber“ für die Versorgung der Geflüchteten das Rote Kreuz, eine neu gegründete Organisation namens „pro humanitas“ sowie teilweise das Innenministerium des Landes.

Im Mai 2023 zeigte sich das Problem in diesen Zahlen: Mehr als 937.000 Ukrainerinnen und Ukrainer kamen bis dahin nach Moldawien, die meisten von ihnen reisten weiter, rund 104.000 aber sind geblieben.

Problem: Personal finden und bezahlen

„Außerdem macht uns die Inflation sehr zu schaffen“, gibt P. Piotr zu: Nicht nur die Lebensmittel, die in den Suppenküchen verteilt werden, die als Spenden an arme, alte und kranke Menschen ausgegeben werden, und die die Kinder im Kinderzentrum „Pietruszka“ erhalten, sind viel teurer geworden. Auch die Gehälter der Mitarbeitenden müssen angepasst werden, damit sie von ihrer Arbeit leben können.

Ohnehin ist es schwierig, ausgebildete Mitarbeitende - sei es in der Pflege, in der Sozialarbeit oder anderen Berufen – zu finden: „Ich lebe seit etwa 30 Jahren hier, und die Statistik zeigt, dass in dieser Zeit mehr als 40 Prozent der Bevölkerung weggezogen ist. Denn die Menschen haben keine Motivation hierzubleiben, weil sie keine Perspektive für ihr Leben sehen“, weiß der Herz-Jesu-Priester.

So dreht sich die Spirale weiter nach unten: Gut ausgebildete Menschen verlassen das Land, zurück bleiben Kinder, kranke und alte Menschen, die versorgt werden müssen.

Dass sich die Herz-Jesu-Priester um alle kümmern – unabhängig von der Religionszugehörigkeit - , verhilft ihnen zu mehr Ansehen in der Bevölkerung. „Am Anfang haben uns viele als eine Art Sekte wahrgenommen und abgelehnt“, beschreibt es P. Kuszman. Das habe sich geändert. Und die wenigen Katholiken bauen in vielerlei Hinsicht auf „ihre“ Kirche: „Der Glaube ist ihnen wichtig, sie finden ihren Frieden und Zuversicht im Gottesdienst, viele kommen zur abendlichen Anbetung und zum Gebet um den Frieden“, erzählt er.

Mit großem Gottvertrauen

Zwei neue große Projekte haben die Herz-Jesu-Priester jüngst angestoßen beziehungsweise sind in Planung: „In Tiraspol haben wir eine neue, größere Kirche gebaut. Die bisherige Kapelle bauen wir zu einem Therapiezentrum für kranke und behinderte Kinder um“, kündigt er an. Doch dafür werden viele Zuschüsse benötigt – nicht nur für den Bau, sondern vor allem später für die Gehälter von medizinischen und therapeutischen Fachkräften. „Das müssen wir alles über Spenden und private Zuschüsse finanzieren, vom Staat bekommen wir keine Mittel“, klagt er.

Auch ein neues Sozialprojekt, das Pater Roman Gorincioi SCJ in Bendery vorantreiben will, wird Mittel erfordern. „Bisher wurden wir von Spenderinnen und Spendern aus Deutschland immer sehr großherzig unterstützt. Ohne Hilfe aus Deutschland wäre ein Großteil unserer Arbeit nicht möglich“, weiß P. Kuszman. Daneben hat er aber auch ein ganz großes Gottvertrauen: „Das ist auch die Aufgabe vom lieben Gott! Er will, dass wir diese Arbeit machen, dann wird er uns dabei auch unterstützen!“

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