Von 21. bis 27. Dezember war P. Piotr Chmielecki SCJ, Stellvertretender Missionsprokurator der Herz-Jesu-Priester in Polen,
Von 21. bis 27. Dezember war P. Piotr Chmielecki SCJ, Stellvertretender Missionsprokurator der Herz-Jesu-Priester in Polen, mit einem Hilfstransport in der Ukraine. Mit 10.000 Euro für haltbare Lebensmittel, Konserven, Hygieneartikel und andere Hilfsgüter hat die Missionsprokura der Herz-Jesu-Priester den Transport aus Spendengeldern finanziert.
Anfang März ist eine weitere Transportfahrt geplant, an der auch Missionsprokurator Pater Gerd Hemken SCJ teilnehmen wird.
Wie P. Hemken berichtet, hat die Missionsprokura zudem sechs große Powerbanks gestiftet, die angesichts der häufig auftretenden Stromausfälle in der Ukraine dringend benötigt werden.
Zudem wird demnächst aus Spendengeldern ein besonderes Projekt auch in den Pfarreien der Herz-Jesu-Priester finanziert: ein Workshop für Kinder mit dem Titel „Kinder und Krieg“. Darin werden Sonderpädagogen und Therapeuten den Kindern erklären, was mit ihnen passiert: Warum sie Angst haben, warum sie aggressiv sind, warum sie sich bedroht fühlen. Die Kinder lernen, wie sie auf schwierige Situationen im Zusammenhang mit Krieg reagieren können. Die Organisatoren dieser Workshops arbeiten ehrenamtlich; mit den Spendengeldern können die Therapeuten finanziert werden.
„300 Tage Krieg“: So beginnt die Schilderung von P. Chmielecki SCJ. Im November reifte in ihm der Gedanke, an Weihnachten in die Ukraine zu fahren. Sein Ziel: „Hilfe und ein bisschen Hoffnung zu bringen.“ Seine Vorstellung, den Osten der Ukraine zu erreichen - vorzugsweise Cherson, wo die Menschen direkt unter dem Krieg gelitten haben, - musste er jedoch schnell aufgeben: Von den Karmeliten, die er in Kiew besuchte, wurde er deutlich gewarnt: "Dort ist es jetzt zu gefährlich." Die Nachrichten belegten das: Während seines Aufenthaltes in der Ukraine fielen mehrere russische Raketen auf das Zentrum von Cherson. Viele Leute starben.
Schon an der polnisch-ukrainischen Grenze erfuhr P. Chmielecki, was es bedeutet, in ein Kriegsland einzureisen. Angst war sein Begleiter. Die erste Station war in der Nähe von Lviv (Lemberg), wo er Pallottinerinnen Mehl und Konserven brachte. Am Abend erreichte er Perschotrawensk, wo die Herz Jesu Priester eine Pfarrei leiten.
Dort wurden am nächsten Tag große Teile der Waren in der Pfarrgarage abgeladen, von wo aus sie in den Osten des Landes transportiert werden sollten – zu den Menschen, die jetzt im Winter ohne Strom, Heizung, manchmal ohne Nahrung leben. Der Rest der Hilfe war für das örtliche Freiwilligenzentrum bestimmt, das sich in auf Hilfeleistungen für Flüchtlinge und Soldaten konzentriert, die zum Dienst eingezogen werden.
Weitere Pakete brachte P. Chmielecki zu Binnenvertriebenen. „Einige Begegnungen waren für mich sehr bewegend“, erzählt er. „Es ist schwierig, sich die Geschichten von Menschen anzuhören, die durch russische Bomben ihr Zuhause verloren haben. Eine der Frauen zeigte uns eine Aufnahme, die eine ukrainische Soldatin vor ihrem Wohnblock in Cherson gemacht hatte. Die Russen haben ihre Wohnungen niedergeschossen und niedergebrannt, weil dort niemand mehr wohnte. Jetzt hat ihre Familie nichts mehr, wohin sie zurückkommen könnte.“
Weiter ging die Fahrt nach Kiew in die Pfarrei der Karmeliter, wo er wieder amdere Geschichten des Krieges hörte. Zwei der Karmeliten sind auch Militärseelsorger. Sie zeigten Bilder aus den Schützengräben, von der Front, Bilder von verwundeten Soldaten, aber auch Bilder, die zusammen mit bereits Verstorbenen gemacht wurden. Sie zeigten Videos ihrer „Arbeit“, wie sie vor Beginn der Schlacht mit den Soldaten beteten. „Es hat mich sehr beeindruckt, wie kräftige und bewaffnete Männer ihr Leben Gott im Gebet gaben“, so P. Chmielecki.
Am nächsten Tag – am Weihnachtsabend – fuhr er mit einem geliehenen Auto und einigen Hilfsgütern zu den Herz Jesu Priester in Irpin. Durch diese Stadt in der Nähe von Kiew versuchten die Russen im März, Kiew zu stürmen. „Der Anblick verbrannter und zerstörter Blöcke ist erschreckend. Hunderte Familien wurden obdachlos.“ Noch während P. Chmielecki die Zerstörung betrachtete, ging der Bombenalarm los – und dauerte mindestens fünf Minuten. Trotzdem hatten die Leute auf der Straße scheinbar keine Angst. „Sie sind daran gewöhnt. Vor allem wissen sie nicht, wohin sie laufen sollen, wo es sicherer für sie ist.“
Den Weihnachtsabend verbrachte er mit den Mitbrüdern und den Karmeliten. In deren Kirche in Kiew war er zur Mitternachtsmesse. „Die Priester hatten vorher Bedenken, wie viele Menschen kommen würden – ob sie Angst haben würden, zu kommen. Die Russen können jederzeit in Kiew das Licht ausschalten, es also bombardieren.“ Aber: An Heiligabend war es ruhig. Die kleine Kirche war randvoll. „Als wir zu Beginn der Heiligen Messe in die lange Prozession eintraten, liefen ein paar Tränen. Weihnachten, wunderschönes Singen von Weihnachtsliedern durch den Chor und die Menschen „In der Stille der Nacht“, gedimmte Lichter, ständige Gefahr von Raketenangriffen – all dies schuf eine einzigartige Umgebung für Gottes Kommen zu uns“, fasst der Herz-Jesu-Priester die Atmosphäre zusammen.
Wie P. Chmielecki die Lage einschätzt? „Ich habe gesehen, dass die Westukraine (bis Kiew) ganz normal funktioniert. Alles ist in Geschäften erhältlich, auch Gas an Tankstellen. Hier ist das große Problem das der Armut. Ich habe mit einer Krankenschwester aus Lviv gesprochen und sie nach ihrem Verdienst gefragt. Er erhält jeden Monat 12 000 UAH, das sind weniger als 350 Euro. Die Preise in der Ukraine sind jetzt nur noch geringfügig niedriger als in Polen. Dann haben wir Kiew – eine Stadt mit fünf Millionen Einwohnern, die ständig unter Raketenbeschuss steht. Der russische Plan für diese Stadt ist gut sichtbar. Es geht darum, diese Masse von Menschen aus ihren Häusern zu holen.
Wie der Bürgermeister von Kiew sagt: Wenn es drei Tage lang Frost gibt und gleichzeitig kein Strom vorhanden ist, müssen wir das Wasser ablassen, um ein Platzen der Wasserleitungen zu verhindern. Das Netz kann dann erst wieder im Frühling nachgefüllt werden. Die meisten Menschen ziehen dann in die Dörfer und Kleinstädte, aus denen sie kommen. Aber ein oder zwei Millionen werden in andere europäische Länder gehen … Und dann ist da noch die Ostukraine, Städte, in denen bis vor kurzem noch Russen lebten oder in denen noch gekämpft wird. In Cherson, das vor einem Monat befreit wurde, hungern die Menschen. Soldaten teilen ihr Brot oft mit Zivilisten, weil die einzige Bäckerei der Stadt für die Armee arbeitet. Zivilisten müssen irgendwie über die Runden kommen.“
P. Chmielecki nennt als großes Problem, dass humanitäre Hilfstransporte aus Polen oder anderen Teilen der Welt nur nach Lviv oder maximal nach Kiew gelangen. Wenig Hilfe kommt im Osten an – dort, wo sie am dringendsten benötigt wird. Auch deshalb bittet er darum, neben Lebensmitteln und Hilfsgütern vor allem Geld zu spenden, unter anderem für Benzin, um die Kosten für den Transport der Hilfsgüter tief in die Ukraine zu decken.
„Ich bin mit positiven Erfahrungen aus der Ukraine zurückgekommen. Zuallererst habe ich viel gegenseitige Unterstützung gesehen und die starke Mobilisierung der Ukrainer. In ihnen steckt immer noch viel Hoffnung auf das Ende des Krieges und auf den Sieg. Es gibt auch einen festen Glauben in ihnen, dass Gott sie nicht verlassen hat, obwohl sie jetzt durch das Tal der Dunkelheit gehen“, fasst P. Chmielecki SCJ seine Erlebnisse und Begegnungen zusammen.
Wenn Sie den nächsten Spendentransport und die Arbeit der Herz-Jesu-Priester in der Ukraine unterstützen möchten, können Sie dafür dieses Spendenkonto nutzen:
Missionsprokura der Herz-Jesu-Priester
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